Delphi-Methode
Die Delphi-Methode ist eine strukturierte Befragungstechnik zur Entscheidungsfindung, die sich auf das Wissen und die Einschätzungen mehrerer Fachpersonen stützt. Sie eignet sich besonders für komplexe oder unklare Problemstellungen, bei denen keine eindeutigen Daten vorliegen. In mehreren Befragungsrunden werden anonymisierte Antworten gesammelt, ausgewertet und den Teilnehmenden zurückgespielt. Durch diesen iterativen Prozess kann eine fundierte Konsensbildung erreicht werden.
Organisation
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Dauer
lang (mehr als 60 Minuten)
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Schwierigkeit
für Erfahrene
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Gruppengrösse
15 bis 25 Personen
Diese Methode kann online durchgeführt werden.
Genaue Beschreibung
Die Delphi Methode ist eine weitverbreitete und anerkannte Technik, bei der Wissen aus der "echten Welt" von Fachpersonen zusammengeführt wird. Sie wurde in den 1950er-Jahren von Olaf Helmer und Norman Dalkey entwickelt und basiert auf dem Grundsatz, dass das Wissen vieler besser ist als das Wissen eines Einzelnen.
Die Methode basiert auf einem strukturierten, mehrstufigen Befragungsprozess, bei dem Fachleute anonym ihre Einschätzungen abgeben. Ein Delphi-Prozess besteht aus 3 bis 4 Wiederholungsrunden, in denen Fragebögen entwickelt werden, die auf der vorangegangen Runde basieren. Die Resultate werden gesammelt und an die Teilnehmenden zurückgegeben. Während der Wiederholungsrunden können die Teilnehmenden ihre Antworten anhand der gesammelten Antworten anpassen. Die Fragebögen werden anonym ausgefüllt, damit Meinungen ohne Wertung angeschaut werden können.
Illustration
Vorbereitung
- Einen Fragebogen vorbereiten und testen.
- Klare, schriftliche Instruktionenen zur Verfügung stellen.
Durchführung
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Runde – Erste Expertenbefragung:
- Die Fachpersonen erhalten einen ersten Fragebogen mit Fragen zu einem Problem.
- Die Antworten werden gesammelt, anonymisiert und analysiert.
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Runde – Konsolidierung und Bewertung:
- Die anonymisierten Antworten werden in Kategorien oder Themencluster eingeteilt.
- Die Fachpersonen erhalten eine Zusammenfassung der ersten Runde und sollen nun eine Priorisierung oder Bewertung vornehmen.
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Runde – Konsensbildung:
- Die Ergebnisse der zweiten Runde werden zurückgespielt.
- Die Fachpersonen haben die Möglichkeit, ihre Meinungen zu überdenken und ggf. ihre Antworten anzupassen.
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Runde – Letzte Abstimmung (optional):
- Falls weiterhin grosse Meinungsunterschiede bestehen, wird eine abschliessende Bewertungsrunde durchgeführt.
- Die endgültigen Ergebnisse werden dokumentiert und als Entscheidungsgrundlage genutzt.
Tipps aus der Praxis
- Die Delphi-Methode kann qualitativ wie auch quantitativ durchgeführt werden. Die Fragebögen können offene Fragen beinhalten. Die Methode wird so lange wiederholt, bis Einigkeit gefunden wird (3 bis 5 Mal).
- Nicht jedes Delphi-Ergebnis muss zu einem vollständigen Konsens führen – auch ein gut dokumentierter Dissens kann wertvoll sein.
- Falls die Delphi-Methode online durchgeführt wird, können Tools wie Google Forms, Typeform oder spezialisierte Delphi-Plattformen genutzt werden.
Referenzen
Hsu, C. C., & Sandford, B. A. (2007). The Delphi technique: making sense of consensus. Practical Assessment, Research & Evaluation, 12(10), 1-8.
Linstone, H. A., & Turoff, M. (Eds.). (1975). The Delphi method: Techniques and applications (Vol. 29). Reading, MA: Addison-Wesley. Retrieved from, http://is.njit.edu/pubs/delphibook/delphibook.pdf
Somerville, J. A. (2007). Critical factors affecting the meaningful assessment of student learning outcomes: A Delphi study of the opinions of community college personnel. Unpublished doctoral dissertation, Oregon State University, Corvallis, OR.