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Repetory Grid

Das Repetory Grid gibt Einblick, wie Personen unterschiedliche Dinge beurteilen. Es kann auf Produkte, Erwartungen oder auf die Wahrnehmung von Personen und deren Rollen angewandt werden. Es werden jeweils zwei oder drei Elemente einer solchen Kategorie ausgewählt und gegeneinander abgewogen. Damit lassen sich die Präferenzen einer Person zu den unterschiedlichen Kategorien herausfiltern.

Organisation

  • Dauer
    lang (mehr als 60 Minuten)
  • Schwierigkeit
    für Erfahrene
  • Gruppengrösse
    8 bis 24 Personen

Diese Methode ist nicht geeignet für online.

Genaue Beschreibung

Das Repertory Grid ist ein aufgewecktes Kind der 50er-Jahre. Es geriet allerdings eine Zeit lang etwas in Vergessenheit und erfreut seit einigen Jahren wieder größerer Aufmerksamkeit. Entwickelt wurde diese Methode von George Kelly, dessen Weltbild vom Konstruktivismus geprägt war. Für uns ist das großartig, denn das bedeutet, dass Wirklichkeit auch gestaltet werden kann. Ein echtes Goody also für den Design Thinking Prozess.

Der sogenannte „konstruktive Alternativismus“ von Kelly geht darüber hinaus davon aus, dass jeder Mensch aufgrund seiner Erfahrungen mit einer Unzahl an Hypothesen ausgestattet ist, worin eine aktuelle Situation ihre Ursachen hat und wie sich demnächst weiter entwickeln könnte. Dabei handelt es sich eben aufgrund unserer unterschiedlichen Erfahrungen auch um ganz unterschiedliche Sichtweisen. Betritt eine Reisegruppe beispielsweise das Ferienapartment und es geht das Licht nicht an, wird einer vielleicht sagen „Na, prima, die haben die Rechnung nicht bezahlt und jetzt wurde der Strom abgedreht“, ein/e andere/r wird sagen „Schon wieder etwas, was in diesem Haus nicht funktioniert“ und der/die Dritte wird vielleicht gar um Hilfe rufen, weil er Einbrecher/innen im Haus vermutet.

Diese inneren Konzepte verändern sich nicht nur laufend mit unserem zunehmenden Erfahrungsschatz, sie sind gegenüber anderen auch verborgen. Es ist auch ein schwieriges Unterfangen, diese implizit vorhandenen Konstrukte zu verbalisieren. Dabei kann uns die Interviewmethode des Repertory Grids jedoch sehr hilfreich sein.

Die Voraussetzungen

Um dieses Tool zu nützen und Implizites zu veranschaulichen, braucht man zunächst ein Thema und etwas, was als Anschauung für die Probanden/innen in Frage kommt (Elemente). Es handelt sich dabei um Gegenstände, Bilder oder Filmsequenzen, die miteinander in einer strukturierten Interviewsituation mit einer strengen Syntax vergleichbar sind, sich aber in manchen Eigenschaften oder Details unterschieden. Dieses Anschauungsmaterial soll natürlich im Einklang mit Deinen Fragestellungen rund um ein neues Produkt oder Service stehen.

Was vermag das Repertory Grid?

  • Man kann damit die Wahrnehmung und Erwartungen gegenüber Produkten in Erfahrung bringen, aber auch Dienstleistungen, wie etwa Events kannst man so in einer Nachbetrachtung miteinander vergleichen.
  • Darüber hinaus lassen sich auch die Rollen von Personen innerhalb einer Organisation abgleichen oder Situationen (z.B. im Kontakt mit Kunden/innen) analysieren
  • Schließlich kann man auch Marken durch diese Fragetechnik in ihrer Wahrnehmung besser beschreiben, wodurch eine bessere Abgrenzung gegenüber dem Mitbewerb möglich ist
  • Man erhält schließlich Informationen, die u.a. dabei unterstützen, ein Produktdesign, Dienstleistungen, die Arbeit in Teams, die Reputation eines Unternehmens zu verbessern
  • Das Repertory Grid lässt sich mit anderen Interviewtechniken, mit einer Costumer Journey, mit Fokusgruppen etc. kombinieren

Vorbereitung

Wie arbeite ich mit dem Repetory Grid?

Auswahl der Probanden/innen:

Da den Probanden/innen ja die Elemente geläufig sein müssen, sollte die Auswahl auch so erfolgen, dass sie mit den Thema und den Fragestellungen vertraut sind.

Auswahl der Elemente:

  • Sie sollen den Probanden/innen bekannt sein
  • einen Vergleich ermöglichen
  • für die Probanden/innen auch eine Bedeutung haben
  • ein möglichst breites Spektrum an Unterschieden eröffnen

Um einerseits ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten und andererseits die Komplexität nicht zu hoch anzusiedeln, sollte sich die Anzahl der Elemente zwischen 6 und 25 bewegen.

Durchführung

1. Die Erhebung der Konstrukte:

  • Es werden Dreiergruppen gebildet, um Gemeinsamkeit und Unterschiede in den verborgenen Konstrukten festzuhalten (Triaden-Methode)
  • Erhobene Ähnlichkeiten werden als „Konstruktpole bezeichnet, während die Unterschiede, die sich bei den Konstrukten ergeben, die „Konstrastpole“ bilden
  •  Gefragt wird sowohl nach 2 Gemeinsamkeiten als auch nach einem Gegenpol
  • solange, bis bei den Befragten keine neuen Konstrukte mehr genannt werden können

2. Das Rating:

  • Die befragte Person bewertet auf einer Ratingskala abschließend alle Elemente hinsichtlich aller erhobenen Konstrukte

3. Die Auswertung

  • Man kann qualitativ (z.B. Inhaltsanalyse, Kontingenz- oder Äquivalenzanalyse) vorgehen und klären, welche Kategorien wie häufig mit anderen auftreten oder sich gegenseitig ausschließen
  • Das Grid lässt sich auch quantitativ auswerten (u.a. Hauptkomponentenanalyse, Clusteranalyse)

Tipps aus der Praxis

Der Ablauf ist relativ zeitaufwendig. Ein Interview kann bis zu einer Stunde dauern, weshalb es nicht immer leicht ist, Probanden/innen zu finden. Man kann statt der Triaden jedoch auch Paarvergleiche durchführen. Diese geben allerdings nur Aufschluss über die Präferenzen der Interviewpartner/innen.

Es gibt überhaupt sehr viele Abwandlungen dieser Prozesse:

So kann man die Auswahl der Elemente und auch der Konstrukte vorgeben. Bei der Auswahl der Elemente hilft eine Recherche, denn diese Elemente müssen bei den Interviewpartnern/innen auch bekannt sein. Dies gilt auch für die Auswahl der Konstrukte aus einem vorgegebenen Pool. Insofern gibt es vier Möglichkeiten: 1. Das „klassische Grid“, bei dem die Teilnehmer/innen sowohl die Elemente auswählen als auch die Konstrukte identifizieren. 2. Das Grid, bei dem man die Elemente vorgibt. 3. Das Grid, bei dem man die Konstrukte vorgibt. 4. Das Grid, bei dem beides vorgegeben wird.

In der Rating Skala werden alle Elemente hinsichtlich aller Konstrukte bewertet. Am häufigsten kommen 5 oder 6-stufige Ratingskalen zum Einsatz. Die Probanden ordnen insofern jedem Element nicht nur Konstrukte im Sinne eines Gegensatzpaares zu, sondern bewerten auch, wie stark diese auf das jeweilige Element bezogen sind.

Achtung: Gerade dann, wenn man diese Methode es sehr oft nützt, verfällt man mitunter in ein Muster, in dem man versucht ist, stets dieselben Fragen zu stellen und befangen wrid. Bei dieser Interviewtechnik gilt es jedoch, geduldig zu sein, sich strikt von eigenen Interpretationen abzugrenzen und das Ergebnis offen zu lassen. Man muss immer überlegen, ob die Fragen – so sehr sie auch zum jeweiligen Projekt passen mögen – tatsächlich jene sind, die aus der Sicht der User relevant sein werden. Darüber hinaus ist es gerade angesichts der vielen möglichen Variationen nicht immer leicht, dass man sich für die richtige Methode entscheidet.

Materialliste

  • Schreibzeug und Papier

Referenzen

Autor: Thomas Duschlbauer. Der Querdenker - Das Toolkit mit 30 ausgewählten Methoden; ISBN: 9783907100639

http://www.emeraldgrouppublishing.com/research/guides/methods/repertory_grid.htm

https://www.uxmatters.com/mt/archives/2007/12/the-repertory-grid-eliciting-user-experience-comparisons-in-the-customers-voice.php

http://edutechwiki.unige.ch/en/Repertory_grid_technique

http://www.hemmecke.com/rep-grids

https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/downloads/OnlinematerialienPVU/DifferentiellePsychologie/6.5_Die%20Repertory%20Grid%20Technik.pdf

https://www.youtube.com/watch?v=MEOok7xzLp8