Menschen unterscheiden sich laut der Boundary Theory von Christena E. Nippert-Eng (1995) in der Art und Weise, wie sie ihre unterschiedlichen Lebenswelten voneinander abgrenzen oder ineinander integrieren und auch vermischen.
Der vorliegende Boundary-Indikator hilft dir dabei, deine primären Bedürfnisse innerhalb deiner eigenen Lebenswelten zu verstehen. Er gibt dir Auskunft darüber, inwiefern du das Bedürfnis verspürst die Lebensdomänen Arbeit und Privat getrennt voneinander zu halten resp. zu vermischen. Beantworte hierzu die Fragen gemäss deinen Bedürfnissen damit dein persönlicher Boundary Typ ermittelt werden kann.
Überall wo deine Bedürfnisse nicht der Realität entsprechen, liegen sogenannte Boundary Violations vor. Solche Verstösse, Übertretungen oder auch Störungen können zum Beispiel dazu beitragen, dass du häufiger Stress erlebst und dadurch schneller erschöpft bist. Richtig umgesetzte Boundary Taktiken können dir dabei helfen, dich besser abzugrenzen und dadurch einen Beitrag an deine Gesundheit leisten.
Damit dieses Werkzeug auch wirklich funktioniert, ist es wichtig, dass du so authentisch und echt, aber auch möglichst spontan antwortest. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass je länger man über eine Frage nachdenkt, sich die Tendenz durchsetzt, in der Mitte anzukreuzen. Dieses Verhalten würde aber wertvolle Erkenntnisse und Denkanstösse verhindern.
Fragen: | Ja | Teil-weise | Nein |
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Wenn du alle Fragen ausgefüllt hast, klicke auf den Knopf "Auswerten" unten. Anschliessend werden deine Eingaben ausgewertet und in einer Tabelle näher erläutert.
Dein Typ: | |||||||
SegmentiererIn |
Mischtyp mit Tendenz zur Segmentierung |
Mischtyp |
Mischtyp mit Tendenz zur Integration |
Mischtyp mit Tendenz zur Integration - von der Arbeit ins Private |
Mischtyp mit Tendenz zur Integration - vom Privaten in die Arbeit |
IntegriererIn |
Neigst du eindeutig zum Segmentieren? Dann hältst du die Lebensdomänen Arbeit und Privat gerne getrennt voneinander und erbringst die Arbeit am liebsten zu regulären Arbeitszeiten (z.B. Montag-Freitag, zwischen 8 und 17 Uhr) vor Ort bei deinem Arbeitgeber resp. deiner Arbeitgeberin im Büro.
Die Übergänge von der einen in die andere Lebensdomäne gestaltest du gerne mit Ritualen (z.B. Pendelstrecke zum Musik hören nutzen um vom Arbeits-Ich ins Private-Ich zu transformieren). Auch technologische Gerätschaften hältst du gerne möglichst getrennt voneinander (z.B. Smartphone, Laptop, Speichermedien). Wenn du im Arbeitsmodus bist, stört dich alles Private. Umgekehrt stört dich die Arbeit, wenn du dich in der privaten Lebensdomäne befindest. Es kann sein, dass du gerne abends und an Wochenenden komplett offline gehst.
All diese Strukturen und Rituale ermöglichen es dir, dein Bedürfnis nach getrennten Welten nachzugehen und wirken sich produktivitätssteigernd und gesundheitsförderlich auf dich aus. Um die durch die Digitalisierung ausgelöste Flexibilisierung der Arbeit auch für dich maximal nutzbar zu machen, musst du ausgeklügelte, auf deine Bedürfnisse abgestimmte Boundary Taktiken entwickeln. Beispielsweise kannst du von der Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten profitieren, indem du dir an deinem Wohnort oder in unmittelbarer Nähe ein Coworking-Space suchst. So musst du nicht in deinem zu Hause arbeiten, falls du dies als unangenehm oder unangebracht empfindest. Weiter macht es eventuell Sinn, wenn du dir strukturgebend einen fixen und wiederkehrenden Home-Office Tag pro Woche einrichtest (z.B. jeweils mittwochs).
Neigst du eindeutig zum Integrieren? Dann hast du ein grosses Bedürfnis, die Lebensdomänen Arbeit und Privat optimal ineinander integrieren zu können.
Es fällt dir zudem schwer, diese beiden Lebenswelten getrennt zu betrachten. Du hältst dich weniger an feste Arbeitszeiten und Arbeitsorte, sondern ziehst es vor immer dann und dort zu arbeiten, wo es für dich am meisten Sinn macht. Die von aussen auferlegten Strukturen empfindest du oft als hinderlich, sie stören dein «Flow»-Erleben. Dies rührt daher, dass du keine oder nur wenig Struktur und Rituale brauchst, um dich zwischen deinen Lebenswelten zu bewegen.
So sind auch deine technologischen Gerätschaften ineinander integriert, damit du jederzeit den Überblick über alle Pendenzen hast (unabhängig davon aus welcher Lebensdomäne sie stammen). Damit du produktivitäts- und gesundheitsförderlich arbeiten kannst, ist wichtig, dass du für die Gestaltung deiner Arbeit maximale Autonomie erhältst.
Die zeitliche, wie auch örtliche Flexibilisierung der Arbeit kommt dir hier sehr entgegen. Wobei wichtig ist, dass du selbstständig auf dich abgestimmte Boundary Taktiken entwickelst, welche dir das nötige Mass an Struktur geben und es dir ebenso ermöglichen, Grenzkongruenz mit deinen Stakeholdern herzustellen. So könnte es beispielsweise sinnvoll sein, wenn du einen festen Bürotag hast, damit du dich mit deinen Arbeitskollegen und –kolleginnen austauschen kannst. Wenn alle wissen, dass du jeweils montags im Büro bist, können sie auch an diesem Tag Termine mit dir vereinbaren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Arbeitszeitkontrolle.
Achtung, du hast einen starken Hang zur Mehrarbeit. Führe deshalb Buch über deine Arbeitseinsätze und stelle sicher, dass du Erholungszeiten einplanst.
Bist du einer der vielen Mischtypen? Dann gehörst du zur grossen Mehrheit. Die meisten Menschen bilden in ihrem Abgrenzungsbedürfnis eine Mischung zwischen Integration und Segmentation ab und können keinem der beiden Pole klar zugeordnet werden.
So gibt es dann auch nicht den typischen Mischtypen (deine Präferenzen, was integriert wird und was segmentiert wird, können sehr individuell sein). Grundsätzlich wirst du die Neigung haben jene Dinge und Projekte integrativ zu behandeln welche dir aus deiner Perspektive als wichtig erscheinen und/oder deiner Identität entsprechen (d.h. du identifizierst dich damit).
Alles was du als unwichtig empfindest und was nicht deiner Identität entspricht, behandelst du im Gegenzug segmentativ und versuchst es einzugrenzen. Nach aussen zeigst du deshalb ein inkonsistentes Bild. Einmal bist du zu Unzeiten zugänglich und erreichbar, ein andermal wiederum verärgert, wenn zu später Stunde noch ein Anruf kommt, zu einer Angelegenheit, die für dich nicht wichtig ist.
Du läufst die grösste Gefahr unter den Boundary Typen dein Abgrenzungsbedürfnis nicht umsetzen zu können und erlebst dadurch viel mehr Stressmomente. Damit auch du produktivitäts- und gesundheitsförderlich arbeiten kannst, ist es wichtig, dass du darüber eine klare Kommunikation führst, was du wie behandelst (integrativ/segmentativ) und die Erwartungen deiner Stakeholder managst. Je besser Dein Umfeld nachvollziehen kann, wo du Grenzen ziehst, umso besser können sie dadurch auch darauf Rücksicht nehmen.
Für dich sind gute Boundary Taktiken gefragt, die es dir ermöglichen, für dein Umfeld transparent zu sein und Sie im Sinne eines Erwartungsmanagements ein Stück weit zu steuern. Es ist wichtig, dass deine Teamkolleginnen und –kollegen wissen, wann resp. bei welchen Projekten/Aufgaben/Themen es dir wichtig ist, trennen zu können.
Falls du ein Mischtyp bist, welcher zum Segmentieren neigt, so bist du auch wirklich gut beraten, wenn du im Zweifelsfall segmentierst, da dies durch deine Neigung eine schützende Wirkung auf dich hat.
Falls du aber gegenteilig ein Mischtyp mit Hang zur Integration bist, ist es wichtig, dass du klar signalisierst, wenn du eine Sache (z.B. ein Projekt) segmentativ behandelst. Nur so kannst du sicherstellen, dass keine Boundary Violations passieren.
Dein eher integrativer Boundary Stil könnte dich nach aussen wie ein Integrierer eine Integriererin wirken lassen. Weiter kann es sein, dass dein Abgrenzungsbedürfnis von äusseren Faktoren beeinflusst wird. Dies wäre vermutlich der Fall, wenn du Vater oder Mutter von Kleinkindern wärst. Dies führt oft zu einer einseitigen Integration des Privaten in die Arbeit, wobei umgekehrt die Arbeit im Privaten kein Platz findet. Oder du bist gerade dabei, neben der Arbeit eine Weiterbildung zu absolvieren. Dann kann es sein, dass die Arbeit stark ins Private hineinfliesst, wobei umgekehrt das Private in der Arbeit keinen Platz findet.
Es kann aber auch sein, dass du deine Identität stärker in einer der beiden Domänen verortest. Diese darf dann in die andere fliessen, wobei die andere Domäne segmentativ behandelt wird. Dies geschieht beispielsweise, wenn deine Arbeit für dich mehr Berufung ist, als Job. Oder wenn deine grosse Passion beispielsweise das Malen ist, du aber nicht davon leben kannst und deshalb arbeiten gehst. Welche Mischung auch immer auf dich zutreffen mag, wichtig ist, dass du deine Bedürfnisse kennst und ihnen mithilfe griffiger Boundary Taktiken nachkommst. Achte darauf welche Situationen besonders viel Anspannung oder gar Stress bei dir verursachen. Dies ist oft ein Hinweis darauf, dass eine Boundary Violation vorliegt.
Das Feedback und die Erläuterungen, die du erhalten hast, dienten als erste Denkanstösse und sollen dich für eine mögliche Boundary Violation sensibilisieren und dich grundsätzlich auf Boundary Taktiken vorbereiten.
Möchtest du mehr über Boundary Management erfahren? Möchtest du mit deinem Team einen Boundary Management Workshop besuchen? Dann kontaktiere uns [Leila Gisin und Prof. Michael Doerk]!
Ammons, S. K. (2013). Work-family boundary strategies: Stability and alignment between preferred and enacted boundaries. Journal of Vocational Behavior, 82(1), 49–58.
Ashforth, B. E., Kreiner, G. E., & Fugate, M. (2000). All in a day’s work: boundaries and micro role transitions. Academy of Management Review, 25(3), 472-491.
Gisin, L. (2014). Boundary-Typen, Boundary Management und Boundary Taktiken im Home Office. Master-Thesis. Olten: FHNW.
Kreiner, G. E., Hollensbe, E. C, & Sheep, M. L. (2009). Balancing borders and bridges: negotiating the work-home interface via boundary work tactics, Academy of Management Journal, 52(4), 704-730.
Nippert-Eng, C. E. (1996). Home and work: Negotiating boundaries through everyday life. Chicago: University of Chicago Press.